Gesundheitsheft – ein Werkzeug

Erkrankte Asylsuchende stehen bei ihrer Suche nach medizinischer Versorgung vor Problemen,
die andere Patientengruppen nicht bewältigen müssen. Dadurch stellen sie das deutsche Gesundheitssystem vor spezifische Herausforderungen, die teilweise neu sind und für deren Bewältigung vielfach nicht auf Standardlösungen zurückgegriffen werden kann. Unter diesen Voraussetzungen überrascht es nicht, dass strukturierte Antworten an vielen Stellen noch fehlen. Wir haben in verschiedenen Bereichen Probleme identifiziert. Letztlich betreffen diese Schwierigkeiten alle ein Kernproblem: Die Anbindung an das Gesundheitssystem.

Im August 2015 hat die Studie „Verloren im Räderwerk“ [1] die Navigation von Asylsuchenden im Gesundheitssystem in Halle untersucht. Die Studie identifiziert 4 wichtige Faktoren, die eine adäquate gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und Geflüchteten behindert.

Diese Faktoren sind:

  • fehlendes Kontextwissen von Ärztinnen und Ärzten
  • mangelnder Wissenstand der Asylsuchenden
  • Sprachhürden
  • Alltagsrassismus

Auf Basis dieser Erkenntnisse haben wir in den letzten Monaten ein Gesundheitsheft entwickelt, dessen Ziel es sein soll, die Asylsuchenden bei Ihrer Navigation durch das deutsche Gesundheitswesen zu begleiten, Asylsuchenden und Ärztinnen und Ärzten über die Modalitäten ihres Kontakts zu informieren, und Sprachhürden abzubauen.

Das Gesundheitsheft ist ein zweisprachiger Hefter, der dem Asylsuchenden möglichst beim ersten Arztkontakt in Deutschland, d.h. im Rahmen der Erstuntersuchung in den Zentralen Aufnahmestellen ausgehändigt werden soll. Er enthält folgende Elemente, die es Ärztin/Arzt und Patient*in erleichtern sollen, miteinander zu einem besseren Gelingen der Gesundheitsversorgung zu gelangen:

  1. Informationsblatt über den Hefter auf Deutsch
  2. Informationsblatt über das deutsche Gesundheitssystem in der Sprache des Patienten
  3. ausführlicher zweisprachiger Anamnesebogen zum Einsatz in der Ertsuntersuchung
  4. zweisprachiger Bogen zur Dokumentation von Imfpungen
  5. zweisprachiger Bogen zur Dokumentation von Arztterminen
  6. weitere Exemplare des Anamnesebogens zum Einsatz bei weiteren Arztkontakten
  7. zweisprachiges Formular „Kurzarztbrief“ zur Dokumentation von Befunden und Therapie

Das Gesundheitsheft soll beim Asylsuchenden verbleiben, und alle relevanten Informationen über erfolgte Arztkontakte, Diagnostik, Therapie und Planung sammeln. So kann der Informationsfluss zwischen allen Ärztinnen/Ärzten und Unterstützer*innen auch über Ortswechsel hinweg gesichert werden.

Das Gesundheitsheft liegt aktuell in folgenden Sprachen vor

Eine deutsche Version des Informationsblatts Asylsuchende finden sie hier.

Gedruckte Exemplare können auf Rechnung bestellt werden unter:

medinetz-halle@riseup.net

Wir bieten das Heft zum Selbstkostenpreis von 1,31€ pro Stück plus Versand an. Wir möchten jedoch bitten, einen selbstgewählten solidarischen Aufpreis zur Weiterentwicklung des Heftes zu zahlen. Bitte teilen sie uns bei der Bestellung mit, zu welchem Betrag sie das Heft bestellen wollen.

 


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International“ zugänglich. Eine Kopie dieser Lizenz können sie unter
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[1] – EICHNER, Friederike, FÜHRER, Amand, „Verloren im Räderwerk“, 2015, S.35